Behandlungsbeispiel für den Einsatz des profilax®-Modells im Heilberuf
Die psychisch-funktionelle Behandlung von Frau X. umfasst einen Zeitraum von 3 Monaten zwei Mal wöchentlich.
Sie ist in der Mitte des letzten Jahrhunderts geboren und zur Zeit auf Grund ihres „(phobischen) Schwankschwindels“ bei ihrer Arbeit krank geschrieben.
Aufgewachsen ist Frau X. die ersten zwei Lebensjahre in einem Kinderheim, nachdem ihre Mutter sie weg gab.
Mit 2,5 Jahren nahmen die Großeltern mütterlicherseits sie auf, wo sie bis zum Tod ihrer Großmutter (Krebs) zusammen mit ihrem verstorbenen Großvater (Krebs) in einer Mietwohnung aufwuchs.
Der Tod der Oma stellte für Frau X. einen großen Verlust dar.
Nach ihrem Tod nahm ihre leibliche Mutter sie auf. Ihre Mutter starb nach jahrzehntelang währender Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit in einem Heim an Herzversagen, ihr leiblicher Vater, den sie kaum kannte, ebenfalls Alkoholiker, starb Ende der 70er Jahre.
Frau X. sagt, den Tod der beiden habe sie nicht als großen Verlust empfunden.
Frau X. war selber jahrelang medikamenten- und alkoholabhängig (Gebrauch von Alkohol mit ca. 13 Jahren begonnen, Medikamente mit ca. 18 Jahren während ihrer Arbeit in der Psychiatrie).
Sie habe „schon immer“ (seit ihrer Jugend) an Angststörungen und später auch Phobien gelitten, nach der Verhaltenstherapie haben sich deutliche Verbesserungen eingestellt.
Seit einigen Monaten leide sie an plötzlich einsetzendem Schwindel, der sie besonders in Situationen wie beim Bewegen im Straßenverkehr zu Fuß, oder mit dem Fahrrad, beim Einkaufen, Warten in der Schlange etc. überfalle.
Sie kam mit dem Wunsch, Gleichgewichtsübungen für den Alltag zu erlernen, um wieder schwindelfrei zu werden.
Termin | Ebene | Intervention | Bemerkung |
4.10. | E/B | Aufnahmegespräch, Zielformulierung aus Patientensicht |
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5.10. | C/D/E/B | Körperwahrnehmungsübung im Sitz + gedankl. Ausrichtung auf „was gibt mir Sicherheit?“
Koordinations- und Gleichgewichtsübungen im Stand + Vierfüßlerstand | Fr. X versucht alles über den Verstand zu begreifen, Wahrnehmung des Körpergefühls allgemein, Gleichgewicht + allgemeine Koordination |
10.10. | E/B/H | Thema: Angst „In welchen Situationen taucht Angst auf?“ | Fr. X notiert sich die angstmachenden Situationen und bemerkt einen Zusammenhang zwischen der Angstreaktion und der psychischen Stimmungslage |
12.10. | A/C
B/E/F/H | Symptomaufstellung mit Platzhaltern und Bodenankern
Fr. X formuliert folgende Sätze: „Im Moment habe ich durch dich viele Vorteile in meinem Leben. Und dafür danke ich dir“ „Wir bleiben so lange zusammen, bis ich dich nicht mehr brauche“ | Dynamik zwischen Fr. X und Schwindel erfahren, Grund/ Berechtigung des Symptoms erfahren
Akzeptanz sich selbst gegenüber entwickeln |
15.10. | A/ B/D/E | Aufstellung der Ursprungsfamilie mit Platzhaltern
Gespräch | Thema „Existenzangst“, sowie Nicht-Anerkennung durch die leiblichen Eltern
Schwindel und ein Gefühl von einsetzender Phobie als Reaktion (nach dieser Sitzung reagiert sie mit starker Übelkeit, Erbrechen, Angst, Nervosität) |
19.10. | A/F | Energetische Psychotherapie (Gallo) -> Notfallklopflinie
Thema: Ablehnung der Eltern/ Nichtgesehen-werden als Aufstellung über Platzhalter | Fr. X kommt in Kontakt mit einer tiefen Traurigkeit, die sie nur schwer aushalten kann (ansonsten zeigt sie sich allgemein emotional stark dissoziiert)
Schutzmechanismen: Weggucken/ weggehen werden deutlich |
26.10. | B/E | Thema: Grenzen | Das Verhaltensmuster: Leistung=Anerkennung wird deutlich und thematisiert |
31.10. | B/F | Energetische Psychotherapie: „Ich liebe und akzeptiere mich, auch wenn ich Angst habe
Affirmation: „Ich gehe frei und mühelos und habe Spaß daran“
Kraftpol im Rücken (stellt sich eine Person in den Rücken, die ihr Kraft gibt): Fr. X. macht die Erfahrung schwindelfrei gehen zu können | Zusammenhang: Diese Erkenntnis erhöht das Gefühl von Entscheidungs- und Handlungsfreiheit. Thema: inneres Kind (Last/Verantwortung/Stabilität) |
2.11. | A | Aufstellung Mutter-Tochter mit Bodenankern und Hilfsmitteln (Stuhl/Kissen)
| Fr. X. bemerkt hinter ihrer Ablehnung den Wunsch nach Anerkennung durch die Mutter, Wunsch nach Liebe und geborgen-sein Fr. X. hat starken Schwindel, als sie auf dem Platz der Mutter steht. Auch ihre Mutter erfuhr Ablehnung durch ihren Vater, flüchtete sich in Alkohol und Medikamente, ging nie eine dauerhafte Beziehung ein. Fr. X. erkennt die parallelen Emotionen und Verhaltensweisen zu ihrer Mutter Thema: „Ich bin die Kleine“, sowie „Zurückgeben/Lasssen des Schicksals“ gelingt ihr symbolisch, emotional dissoziiert sie. |
7.11. | E | Negativer Gedankenstil/ innerer Richter | Fr. X notiert Gedanken des inneren Richters Ersetzen der negativen Gedanken durch Positive |
9.11. | B/E/F/H | Gespräch
Visualisierung eines Kraftpols, sowie mühelosen Fahrradfahrens. | Fr. X berichtet, dass der Schwindel deutlich seltener, und wenn, dann abgeschwächter auftritt. Insgesamt kann sich Fr. X. leichter selbst stabilisieren im Alltag. Die Wahrnehmung eigener Grenzen, besonders in Bezug auf die Tagesform ist noch eingeschränkt. |
16.11. | D/E/F/ | Gespräch
Stabilisierungsübung imaginativ über Erdung. | Fr. X. berichtet nach der letzten Einheit alleine Fahrrad fahren gewesen zu sein. Da dies mühelos und angstfrei ging fühlt sie sich nun deutlich zuversichtlicher und beginnt die Visualisierung und Gedankenarbeit in ihren Alltag mit einzubinden.
Fr. X berichtet, häufig ein „Schwebegefühl“ zu haben, was ihr Angst bereite. Thema Kontrollverlust |
21.11. | B/E/H (A) | Gestalterisches Erarbeiten eigener Stressoren
Gespräch | Fr. X. erkennt neben äußeren Faktoren den Bezug zum bekannten Muster/Belief: „ich verdiene nur Anerkennung und bin etwas wert, wenn ich etwas leiste“
Fr. X. stellt neue Ziele auf, um weiterhin ET machen zu dürfen. Im Gespräch wird deutlich, dass ein Gesund-werden von phobisch bedingtem Schwindel durch Glaubenssätze sabotiert wird. |
23.11. | A/B/E | Thematisieren des von ihr als Strategie eingesetzten Humors in der Interaktion
| Fr. X stellt fest, dass sie nicht „negativ“ auffallen möchte, als „normal“ wahrgenommen werden möchte.
Fr. X's Selbstwahrnehmung ist verknüpft mit dem Glaubenssatz: „du darfst nicht „egoistisch“ sein“ (egoistisch=ich kümmere mich um meine Bedürfnisse)
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30.11. | B/E | Gedankenarbeit
Erneutes Erarbeiten der Stressoren im gestalterischen Kontext zur Stabilisierung mit anschließender Gedankenübung zum positiven Denken/Affirmationen | Berichtet, dass der Schwindel in bestimmten Situation wieder da ist Fr. X findet heraus, dass diese Situationen angst besetzt sind und mental eingeleitet werden (denkt: „Hoffentlich bekomme ich jetzt keinen Schwindel“)
Fr. X. macht die Erfahrung, dass der Schwindel nicht unabhängig von Stressoren kommt (Umwelt, Gedanken...) |
5.12. | B/D/E/H | Gespräch
| Fr. X. berichtet spontan Bus gefahren zu sein ->ging ohne Schwindel! Sie verfeinert deutlich ihre Wahrnehmung in Bezug auf Umweltfaktoren, innere Prozesse und Gedanken. Fr. X. bemerkt eine Parallele der Verhaltens- und Glaubensmuster: - Leistung <-> Anerkennung - Schwindel <-> Aufmerksamkeit/ Anerkennung |
7.12. | A | Aufstellung der Mutter-Tochter-Beziehung mittels Bodenankern | Fr. X. geht in den Widerstand beim Annehmen eigener Schwierigkeiten, Einlassen und Loslassen. Fr. X. kämpft. Fr. X. beginnt heute einen Brief an ihre Mutter zu schreiben bis zur nächsten Einheit |
12.12. | B/E/H | Thema: Verhaltensmuster „Leistung/Anerkennung“ „sich über die anderen stellen“ | Fr. X. agiert bereits zu Beginn der Einheit, in dem sie die Std. vorstrukturiert und mir „meine Arbeit“ abnehmen möchte Fr. X ist sehr betroffen, als ihr das Muster bewusst wird. Die Glaubenssätze und der innere Richter sind noch stark und dominierend. |
14.12. | B/D/E/ | Thema: Gefühle -> Wut, Traurigkeit, Enttäuschung
| Fr. X. fällt es sehr schwer die Gefühle zu spüren/nach zu empfinden/ zu benennen. Der innere Richter/Glaubenssätze drängen die Gefühle zurück |
19.12. | B/D/E | Gefühlsarbeit: Sammlung von Grundgefühlen | Fr. X. lässt sich trotz großer Angst gut darauf ein. Währenddessen ist eine Pause notwendig, da sie dissoziiert |
21.12. | B/D/E | Gefühlsarbeit: weiter Sammlung von Grundgefühlen | Dissoziiert. Ich führe Dissoziationsstops ein, die sie selber anwenden kann->reagiert schnell darauf. Abspaltung der Emotionalität als wichtiger Schutzmechanismus: inzwischen dysfunktional |
27.12. | B/D | Gefühlsarbeit: Angst |
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28.12. | A | Gespräch
Genogramm | Während des Gespräches kommt Fr. X. mit Themen in Kontakt, die teilweise traumatisierend und lange verdeckt waren -> Bezug Suchtverhalten (Alkohol, Medikamente)
Fr. X. empfindet die Arbeit der familiären Wurzeln als stärkend und sehr interessant |
2.1. | A/B
| Gespräch über Herkunft/ Familie/ eigene Lebensgeschichte und Erlebnisse
| Fr. X. reagierte nach der letzten Einheit mit Alpträumen, Flashbacks, Angstreaktionen. Sie ist sehr angespannt. Erleichterung! |
Fr. X. besucht seit dem 4.01. die Tagesklinik. Im Anschluss an den Aufenthalt ist eine ambulante ergotherapeutische Weiterbehandlung vorgesehen, um eine gedankliche Umstrukturierung und Stabilisierung auf allen Ebenen zu kräftigen, sowie um eine berufliche Wiedereingliederung zu ermöglichen (im Wiedereingliederungsprozess/Hamburger Modell).